Noch nicht: Halb-ernste Notizen über Kunst und Zensur

Pixeliertes verschleiertes Gesicht von Assunta Cassa, Symbol für Kunst, Zensur und Diskriminierung, verweigerte Freiheit

Wenn ich an Kunst denke, denke ich sofort an Freiheit. Eine leere Leinwand, offener Raum, niemand, der sagt: „Das darfst du, das nicht.“ Und doch bewegen sich um diese Freiheit herum subtile Schatten.

Zensur, die nicht schreit (noch nicht)

Im Westen schreit die Zensur nicht… noch nicht. Sie tritt selten als ausdrückliches Verbot auf: Sie verkleidet sich als Vorschrift, Verwaltungsentscheidung, institutionelle Vorsicht. Doch das Ergebnis bleibt dasselbe: Eine Botschaft verschwindet, ein Künstler wird ausgeschlossen.

Manchmal braucht es noch weniger: ein schiefer Blick, ein Algorithmus, der entscheidet, was gezeigt und was versteckt wird, oder die kleine Stimme in uns, die flüstert: „Lieber nicht.“ Es ist ein Flüstern, ja, aber eines, das mit der Zeit schwerer wiegt als ein Schrei.

(Einen allgemeinen Überblick über Zensur bietet dieser externe Link.)

Konkrete Fälle: Lucca und Australien

Beispiele sind nicht weit entfernt. In Lucca bedeckten sie Stefano Pierottis Skulptur Oltre le radici mit Pflanzen, nachdem er eine palästinensische Flagge und eine Protestschrift angebracht hatte. Eine sehr kreative Gartenarbeit, sicher, aber auch ein schneller Weg, eine unbequeme Botschaft zum Schweigen zu bringen.

Am anderen Ende der Welt, mit Venedig dazwischen, schlossen sie den libanesisch-australischen Künstler Khaled Sabsabi vom Australischen Pavillon der Biennale 2026 aus und stoppten als Domino-Effekt auch eine seiner Ausstellungen in Australien. Der Grund? Werke, die als „kontrovers“ bezeichnet wurden. Übersetzt: Kunst ist in Ordnung, solange sie keine wunden Punkte trifft.

Persönliche Erfahrung

Ich selbst habe keine großen Fälle von Zensur erlebt. Allenfalls ein paar männliche Sprüche vor einem Akt, den ich vor Jahren gemalt habe – als wäre ein gemalter Körper skandalöser als die Realität. Kleine Dinge, ja, aber aufschlussreich: Zensur kommt nicht immer mit einem Verbot, oft mit einem Lachen oder mit einem Schweigen, das schwerer wiegt als Worte.

Kreativer Widerstand: Kunst, die Fenster öffnet

Vielleicht ist das genau die Aufgabe der Kunst: Fenster aufzustoßen, wenn alle Türen verschlossen scheinen. Sie verändert nicht die ganze Welt, das weiß ich. Aber sie kann den Blick verändern – und manchmal reicht ein Riss im Blick, um frische Luft hereinzulassen.

Jeder kreative Akt verwandelt sich, ob er will oder nicht, in Widerstand. Denn eine Farbe zu wählen, einen Satz zu schreiben, eine Bewegung zu tanzen bedeutet: „Hier bin ich, und meine Stimme auch.“ Es spielt keine Rolle, ob das provoziert, nicht in den Kanon passt oder ob jemand lieber Zierpflanzen über die Botschaft stellt.

Fazit: Sich zu zeigen ist eine Entscheidung

Freiheit lebt nicht nur an Galeriewänden: Sie lebt in den Künstlern. Es liegt an uns, zu entscheiden, ob wir uns beugen oder weiter exponieren. Wir können uns filtern lassen oder die Filter sprengen. Wir können alles glattbügeln, um allen zu gefallen, oder akzeptieren, dass Stören manchmal Pflicht ist. Jede Ausstellung, jedes geteilte Bild, jede gewählte Farbe ist bereits ein kleiner Akt der Rebellion. Klein, vielleicht. Aber notwendig.

Freiheit lässt sich nicht im Schweigen bewahren: Sie wird jedes Mal verteidigt, wenn wir uns entscheiden, uns zu zeigen.

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